EMC EXKURSION ANDALUSIEN 2024
Es gibt viele Wege, sich Wissen anzueignen, und der beste Weg ist, es selbst zu erleben – deshalb machten sich 16 Studierende des European Mining Course (EMC) auf zu einer Exkursion nach Andalusien. Begleitet wurde die Gruppe von Professor Dr. Bernd Lottermoser und Yannick Feldmann vom Institut für Rohstofftechnik der RWTH Aachen und dem FEMP-Koordinator John Vaassen. Der folgende Bericht beschreibt den Ablauf und die Stationen der Exkursion.
Tag 1 – Die Reise beginnt
In Faro, dem Ausgangspunkt der Exkursion, wurden die Teilnehmer:innen von strahlendem Sonnenschein empfangen. Während der Exkursion erfuhren die Teilnehmer:innen, dass Andalusien von vielen verschiedenen Kulturen geprägt wurde, die hier ihre Spuren hinterlassen haben. Neben Zypern gehört Andalusien zu den ältesten bekannten Orten, an denen bereits in der Frühzeit der Zivilisation Bergbau betrieben wurde. Der Iberische Pyritgürtel durchzieht diese Region und prägt das anspruchsvolle geologische Umfeld. Der erste Stopp führte die Teilnehmer:innen der Exkursion zur Universität von Huelva, wo sie von Prof. Jose Nieto empfangen wurden.
Eine Besonderheit der Abteilung Bergbau ist das Forschungszentrum (RENSMA). Dieses Zentrum unterstützt die Forschung mit modernsten Werkzeugen und Techniken und bietet Zugang zu verschiedenen instrumentellen Methoden über spezialisierte Einheiten wie die Metallspureneinheit und die Einheit zur Behandlung saurer Grubenabwässer. Darüber hinaus hat die Universität eine patentierte Technologie namens DAS (Dispersed Alkaline Substrates) entwickelt, die einen bedeutenden Fortschritt in der passiven Behandlung von saurem Grubenwasser (AMD) darstellt. Anschließend erläuterte Prof. Nieto die von der RENSMA-Forschungsgruppe im Labormaßstab durchgeführten Studien sowie weitere aktuelle und zukünftig relevante Themen. Die geplanten Studien der Universidad de Huelva zur Sanierung von Bergbauabfällen und zur Wirtschaftlichkeit von Abraumhalden stießen auf großes Interesse bei den Studierenden des EMC.
TAG 2 – Bergbaugeschichte von Minero Rio Tinto, Ferrocarril Minero und Mueso Minero de Rio Tinto
Am Vormittag besuchten die Exkursionsteilnehmer das Kupferbergwerk Rio Tinto von Atalaya Mining am Fluss Tinto in der Nähe der Stadt Nerva in der autonomen Region Andalusien im Südwesten Spaniens. Die Mine ist nicht nur Namensgeber des Weltkonzerns Rio Tinto, sondern hat auch die Stadt Rio Tinto zu einer der wichtigsten Kupfer- und Schwefelquellen der Welt gemacht. Trotz des enormen wirtschaftlichen Nutzens hat der Bergbau jedoch auch zu erheblichen Umweltbelastungen in der Region geführt.
Diese wurden unter anderem mit de r Rio-Tinto-Bahn erkundet, eine Schmalspurbahn, welche von 1875 bis 1984 in Betrieb war. Sie wurde von der britischen Rio Tinto Company Limited gebaut und diente dem Transport von Mineralien von Rio Tinto-Nerva nach Huelva für den Export nach Großbritannien. Diese 300 km lange Bahnstrecke war für die regionale Entwicklung und den öffentlichen Verkehr von entscheidender Bedeutung und verband Städte wie Nerva, Minas de Riotinto, El Valle, Campillo und Zalamea.
Der Fuhrpark der Bahn umfasste 143 Dampf- und Diesellokomotiven, 2.000 Grubenwagen, 40 Personenwagen und 1.300 sonstige Wagen. Die meisten Lokomotiven wurden von britischen Firmen wie Dübs, Hunslet, Neilson, Avonside, Beyer Peacock und North British gebaut. Der Niedergang der Bahn begann jedoch 1964 mit der Gründung des Zentrums für industrielle Entwicklung in Huelva, das den Transport von Mineralien von der Bahn auf Lastwagen verlagerte. Obwohl die Bahn 1984 stillgelegt wurde, verkehrt sie seit 1997 als Touristenzug mit zwei historischen Lokomotiven – einer Diesel- und einer Dampflokomotive – aus den Jahren 1875 bzw. 1890.
Nach der Zugfahrt besuchten die Exkursionsteilnehmer:innen das Museo Minero de Rio Tinto. Dieses Bergbaumuseum ist Teil des Minas de Rio Tinto Parks. Es bietet ein breites Spektrum an historischen Themen. Eine Besonderheit dieses Museums ist die Rekonstruktion eines römischen Bergwerks, durch das die Exkursionsteilnehmer:innen gehen konnten, um einen Eindruck von den antiken Bergbaubedingungen zu bekommen. Die römischen Entwässerungssysteme, bestehend aus Wasserrädern und archimedischen Schrauben, wurden sorgfältig rekonstruiert und erklärt. Zusammen mit den detaillierten Informationen, den ausgestellten Geräten und den Videos über den Bergbau ab Ende des 19. Jahrhunderts hinterließ dies bei den Exkursionsteilnehmer:innen einen bleibenden Eindruck und verdeutlichte die harten Arbeitsbedingungen der Bergleute.
Der Besuch eines modernen Bergbaubetriebs in der historischen Bergbauprovinz Minas de Rio Tinto bildete den Abschluss eines informativen Tages. Die Firma Atalaya Mining betreibt seit 2015 im Distrikt Rio Tinto des iberischen Pyritgürtels den großen Kupfertagebau Cerro Colorado und eine 15 Mtpa Aufbereitungsanlage (mit konventioneller Flotation). Bei der Ankunft wurden die Exkursionsteilnehmer:innen direkt Zeugen einer Sprengung im Tagebau Cerro Colorado.
TAG 3 – Mina de São Domingos und Campina de Cima
Der dritte Tag begann mit einer Exkursion zum Bergwerk São Domingos. Die São Domingos Mine ist ein stillgelegter Tagebau in der Gemeinde Mertola in Portugal. Diese Mine ist Teil des Iberischen Pyritgürtels, der sich über eine Länge von ca. 250 km und eine Breite von 30-50 km von Nordwesten nach Südosten von Alcacer do Sal (Portugal) bis Sevilla (Spanien) erstreckt. Die Lagerstätten des Iberischen Pyritgürtels sind Beispiele für vulkanogene Massivsulfidlagerstätten (VMS), die mit polymetallischen Massivflanken von Vulkankegeln in Form von Pyrit, Kupferkies, Sphalerit, Bleiglanz und Kassiterit assoziiert sind und deren Alter zwischen 542 und 251 Jahren variiert. Der Bergbau in São Domingos begann in der Kupfersteinzeit durch die Phönizier und Karthager vor 4300 Jahren. Im Jahr 1859 wurde die Bergbaukonzession an die britische Firma Mason and Barry verpachtet. Das Bergwerk wurde bis 1867 unter Tage betrieben. Danach wurde auf Tagebau umgestellt. Nach dem Weltkrieg stieg der Bedarf an Schwefelsäure und Pyrit wurde als Schwefelquelle abgebaut. Bei der Verhüttung und Reinigung des Schwefels wurde viel Wasser verbraucht. Das Wasser wurde in Schwefelsäure umgewandelt, die dann in den Boden sickerte und große Gebiete um die Mine verseuchte.
Dieses Bergwerk ist durch alte Bergbauinfrastrukturen gekennzeichnet, die von alten Halden umgeben sind, die teilweise gemahlenes Erz, Schlacke und Bauschutt enthalten. Die Stilllegung des Bergwerks stellt ein ernstes Umweltproblem dar, da Boden und Grundwasser kontaminiert sind.
Nach dem Besuch im Bergwerk São Domingos fuhren die Exkursionsteilnehmer:innen zum Bergwerk Campina de Cima. Campina de Cima ist ein unterirdisches Salzbergwerk in der portugiesischen Stadt Loulé. In den 50er Jahren war das Dorf ein landwirtschaftliches Zentrum. Das Salzvorkommen wurde zufällig entdeckt, als die Landwirte beschlossen, Brunnen zu bauen, um Wasser aus tieferen Schichten zu fördern und so die landwirtschaftliche Tätigkeit zu unterstützen. Im Jahr 1963 führte die Firma CLONA die abschließenden Erkundungsarbeiten durch und bewies die Existenz eines massiven Salzvorkommens. Im folgenden Jahr wurde mit dem Bau des Bergwerks begonnen.
Die Produktion läuft seit 2022 und konzentriert sich auf die Salzverarbeitung, den Verkauf und touristische Ausstellungen. Das Bergwerk beschäftigt 60 Mitarbeiter, von denen die Hälfte mit touristischen Ausstellungen beschäftigt ist. Das Bergwerk verfügt über zahlreiche Ausstellungen, wie z.B. die Barbara-Ausstellung oder Kunstausstellungen, die in den als Lagerstätten genutzten Räumen stattfinden.
Tag 4 – Sandfire MASTA, Mina de San Telmo, Niebla town
Der vierte Tag begann am Hauptsitz und der Aufbereitungsanlage von Sandfire MATSA in Aquas Tenidas, Spanien. Die Anlage befindet sich in der Nähe des Hafens von Huelva und wird von drei nahegelegenen unterirdischen Bergwerken versorgt: Magdalena, Aguas Tenidas und Sotiel.
Anschließend ging es für die Exkursionsteilnehmer:innen zur Mina de San Telmo. Die Mine von San Telmo gehört zum „Iberischen Pyritgürtel“, einem ausgedehnten geologischen Phänomen, das den größten Teil des Südwestens der Iberischen Halbinsel bedeckt. Er ist eine der wichtigsten Quellen für vulkanische Massivsulfide. Die Geschichte des Bergbaus in dieser Region reicht bis zu 5.000 Jahre zurück. Lange vor dem modernen Bergbau bauten bereits die Römer in diesem Gebiet ab, wovon Schlackenhalden, Stollen und Werkzeuge zeugen. Die Mineralisierung der Mine San Telmo ist eine Mischung aus Blei-, Zink- und Kupfersulfiden. Der Abbau in San Telmo begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Mine San Telmo wurde mehrmals geschlossen und schließlich 1992 aufgegeben.
Im Zusammenhang mit der Mine San Telmo besuchten die Exkursionsteilnehmer:innen Niebla, eine Stadt mit reicher Geschichte in der Provinz Huelva in Andalusien. Die Ursprünge von Niebla gehen auf die Tartessier (ein antikes Volk) zurück, die für ihre fortschrittliche Metallverarbeitung und ihre Bergbauaktivitäten bekannt waren. Diese frühe Berühmtheit legte den Grundstein für die lange Assoziation Nieblas mit dem Reichtum an Bodenschätzen. Während der Römerzeit erlangte Niebla unter dem Namen Ilipla regionale Bedeutung.
Nach diesem letzten Exkursionstag kehrte die Gruppe nach Deutschland zurück.