Exkursion Deutschland 2023

Am 19. Januar 2023 besuchte das MRE zusammen mit eine Gruppe Studierender, die in den Wintersemestern 2021/22 und 2022/23 die Vorlesung “Grundlagen der Rohstoffgewinnung über Tage” gehört haben, die Kalkwerke Oetelshofen in Wuppertal-Hahnenfurth. Ziel der Exkursion war es, den teilnehmenden Studentinnen und Studenten einen praktischen Einblick in einen klassischen Steinbruch mit Sprengbetrieb zu ermöglichen. Dort sollten die Studierenden die Möglichkeit erhalten, die in Vorlesung und Übung erlernten Inhalte besser mit der Praxis verknüpfen und verstehen zu können, Eindrücke zu sammeln sowie Erfahrungen aus erster Hand vermittelt zu bekommen.

Den widrigen Fahrtbedingungen mit regelrechtem Schneesturm ab Garzweiler zum Trotze, reichte die geplante Fahrtzeit von 2 Stunden zur pünktlichen Ankunft um 07:30 Uhr auf dem Gelände der Firma Oetelshofen aus. Dort wurde die Gruppe von Herrn Till Iseke, einem der beiden Geschäftsführer des Familienunternehmens, bei Minusgraden in Empfang genommen und nach drinnen ins Warme geführt. Während die Hauptförderwege geräumt wurden, gab es eine kurze Vorstellung des Unternehmens und dessen Portfolio sowie eine Sicherheitseinweisung. Nachdem der Steinbruch zur Befahrung freigegeben wurde, brach die Gruppe in Begleitung von Herrn Iseke im Firmeneigenen Pinzgauer 712M, Baujahr 1976, auf.

 

Erste Station im Kalksteinbruch war der Vorbrecher. Von diesem aus hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion einen guten Überblick über die Ausdehnung des Steinbruchs. Neben einer Erläuterung der geologischen Gegebenheiten und betrieblichen Besonderheiten des Steinbruchs, schilderte Herr Iseke den Teilnehmenden die bisherige Entwicklung des Steinbruchs sowie die zukünftig geplanten Abbauentwicklungen. Im Anschluss konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Beschickung des Vorbrechers mittels Radlader beiwohnen und die nachgeschalteten Bandanlagen beobachten. Die Besonderheit hierbei: In Kalksteinbruch Oetelshofen wird ein großer mobiler Vorbrecher im Stationären Betrieb eingesetzt, da dieser für die Fördermenge ausreicht und zukünftig einfacher verlegbar ist. Am Vorbrecher erfuhren die Studierenden zudem mehr über die bereits im Steinbruch beginnende Qualitätssicherung sowie die Relevanz gut geschulten und erfahrenen Personals. Diesbezüglich erläuterte Herr Iseke, nach welcher Systematik der Radlader Material von den neben dem Vorbrecher angelegten Rampen lädt, um die geforderte konstante Qualität des Rohprodukts für die weiter Veredelung sicherzustellen. Im Anschluss wärmten sich alle Beteiligten in der Pausenunterkunft auf, wobei weitere Details erläutert und Fragen umfangreich beantwortet wurden.

Zweite Station — späteres Highlight der Exkursion — war die für diesen Tag vorgesehene Sprengstelle, an welcher etwa 50.000 Tonnen Kalkstein geschossen werden sollten. Vor Ort wurden die Teilnehmenden von der Sprengmannschaft und dem Sprengmeister in die zweireihige Sprengstelle und den Aufbau der Sprenganlage eingewiesen. Anschließend durften die Studierenden unter den kontrollierenden Blicken des Personals dabei mithelfen, die Schlagpatronen, welche als Verstärkerladung zum Umsetzen des eigentlichen Sprengstoffs dienen, zu bezündern und in die Bohrlöcher zu lassen.

Da der morgendliche Berufsverkehr aufgrund des Wintereinbruchs in der Region zum Erliegen gekommen war, stand auch der Sprengwagen, der den Emulsionssprengstoff anliefern sollte, noch bis zum Mittag im Stau. Die Exkursionsgruppe nutze die Zwangspause, um bei belegten Brötchen und Kaffee mehr von Herrn Iseke über die Prozesskette, einschließlich des Kalkbrennens, sowie seine Aufgaben als Geschäftsführer zu erfahren. Nachdem der Sprengwagen eingetroffen war und die Sprengmannschaft bereits etwa die Hälfte der Sprengbohrlöcher fertiggestellt hatte, konnten die Studentinnen und Studenten noch einmal mit anpacken, um die verbleibenden Sprengbohrlöcher vorzubereiten. Nach dem Laden des eigentlichen Sprengstoffs und der redundanten Verstärkerladungen durften die Teilnehmenden die geladenen Sprengbohrlöcher besetzen, also mit dem Bohrklein verschließen. Nachdem die Sprengmannschaft die Zünder jedes Sprengbohrlochs mit dem nichtelektrischen Zündschlauch und Millisekunden-Verzögerern verbunden hatte, wurde die Sprengstelle geräumt. Aus einem Sicheren Abstand von etwa 300 Metern — auf der anderen Seite des Steinbruchs — konnte die Exkursionsgruppe die Sprengung bei einsetzendem Schneefall in Augenschein nehmen. Nach drei Warnsignalen wurde die Sprenganlage gezündet. Aufgrund der Distanz war die ebenfalls hörbare reihenweise Zündung der Sprengladungen sowie das Rauschen beim Werfen des Gesteins merklich verzögert wahrzunehmen. Im Anschluss wurde durch ein weiteres Signal die Sprengung beendet und die Gruppe befuhr eine weiter Stelle im Steinbruch. Das Vorbereiten und Beobachten der Sprengung hat bei allen Teilnehmenden viel Anklang gefunden.

Als letztes wurde den Studierenden das Zusammenspiel eines Hydraulikbaggers als Ladegerät und mehrerer Dumper als Transportgeräte gezeigt. Anlass zur Diskussion lieferte die Position des Tieflöffelbaggers, da dieser zwar auf dem Haufwerk stand und so die Grabkurve optimal ausnutzen konnte. Andererseits war die Ladespielezeit suboptimal, da zwischen dem Laden und Abwerfen des Haufwerks in die Mulde immer um 180° geschwenkt werden musste.

Anschließend verließ die Exkursionsgruppe den Steinbruch und begab sich wieder nach drinnen ins Warme, wo sich Dr. Hennig im Namen aller dankend von Herrn Iseke verabschiedete. Die Heimfahrt aus dem Bergischen Land nach Aachen verlief unbeschwert.

Fazit: Die Einblicke in den täglichen Steinbruchbetrieb haben den Vorlesungsstoff auf eine kurzweilige Art und Weise gefestigt und vertieft. Insbesondere die Sprengung und ihre Vorbereitung, sowie der Umgang mit den kompliziert-winterlichen Wetterbedingungen waren lehrreich für alle Teilnehmenden der Exkursion. Herr Iseke und die Firma Oetelshofen im Allgemeinen waren sehr freundliche Gastgeber, die das MRE sehr gerne zukünftig wieder besucht.